Kommst du immer auf den Punkt?
Gefühle und Stimmungen oder auch undefinierte Kleinigkeiten anderer in meinem direkten Umfeld, ich registriere sie- , ob auf Partys oder in kleinerer Runde! Das klingt erst einmal lächerlich und abgehoben, das ist es aber ganz und gar nicht. Früher habe ich gedacht, dass mit mir etwas nicht stimmt. Wenn ich versucht habe meine Lage zu erklären, gab es vom gegenüber meist nur „Du spinnst doch“ oder „Ja klar, du willst doch nur etwas besseres sein?„, „kannst du dich mal wieder nicht konzentrieren- wo bist du in deiner Welt?“.
Mein Nervensystem ist allerdings etwas feinfühliger und wesentlich empfindsamer für die Stimmung anderer Menschen.
Ich hole mal voll aus- Fantasie einschalten bitte!
Kennt ihr diese Filme, in denen Darsteller innere Stimmen hören können und dieses Gefühlschaos dann mit super mega Effekten visuell dargestellt wird? Übertrieben wird uns vermittelt, was dort bei dieser Person im Kopf abgeht? Ja!?- so ist es! Und um so schlechter es mir Gefühlsmäßig selber gerade geht, umso extremer nehme ich diese Reize dann zusätzlich wahr. Gehe ich mit einer Freundin essen und halte den Augenkontakt an dem Abend nicht so wie man das eigentlich macht, ist das keineswegs aus Desinteresse, sondern lediglich weil ich so stark damit beschäftigt bin dieses Wirrwarr der ganzen Menschen im Raum und natürlich zusätzlich auch mein Eigenes, zu sortieren.
Und wir schweigen uns in diesem Moment ja nicht an, sondern erzählen uns noch etwas. Schwuppdiwupp kann es mir passieren, dass ich einfach nicht auf den Punkt komme und total viel analysiere, während ich spreche. Ich muss mich erst ordnen und alle losen Blätter die gerade zu der Akte gehören und im Kopf herumfliegen, zusammensammeln. MegaKopfChaos und nein, ich brauche kein Ritalin oder bin unkonzentriert!
Dass meine Gedanken beim Sprechen nicht hinterher kommen und ich dann tatsächlich noch einmal neu anfangen muss, sobald ich alles was ich sagen will, sortiert habe, war früher häufiger der Fall und es passiert mir auch jetzt, mit 36 Jahren noch hin und wieder aber viel seltener…
Mittlerweile weiß ich, dass das für meine Persönlichkeit ganz normal ist und ich verstehe mich selbst besser. Es bleibt aber auch dabei: So ganz einfach ist das mit den vielen Menschen aus meinem Umfeld nicht, weil ich mir ja einfach immer Gedanken mache und mich später Frage, ob ich mal wieder voll verrückt rüber gekommen bin. (Im Gegenzug verunsichern mich häufig die Menschen, die nach außen hin erstmal als starke Persönlichkeit auftreten, ihre Stimmung oder Gefühle aber kaum preisgeben- selten aber gibt es :-).)
Auf Partys
bin ich eher verschlossen. Ich kann nicht nachvollziehen, wie man es schafft sich den ganzen Abend mit anderen (Fremden) zu unterhalten und sein Gegenüber besser kennenzulernen. Mein Kopf- meine Ohren sind so überfordert, dass ich total Angst habe, meinen Gesprächspartner nicht richtig zu verstehen, Wörter nicht bei mir ankommen oder ich im Gegenzug lautstark schreien muss, damit man mich versteht. Das gehört für mich einfach nicht zu einer wirklich netten Unterhaltung. Ich merke mir in der Regel auch alles, was man mir erzählt- für mich also nicht auszudenken etwas vielleicht nicht zu hören und später unangenehm aufzufallen, weil man „Erzähltes“ nicht mehr weiß (weil ich es gar nicht verstanden habe). Nein, das geht gar nicht- für mich.
Das gilt natürlich auch für Gespräche die abrupt enden, weil ein anderer Gast nach einem verlangt. Gerade voll ausgeholt und aus den Tiefen der Unterwelt berichtet, ist dein Gegenüber plötzlich weg und man merkt- „ej sorry, ich bin noch gar nicht auf den Punkt gekommen!“… Das ist doch voll kacke.
Ich bin einfach immer ein Denker!
Das hat auch zur Folge, dass ich bei sehr viel komplexeren oder spannenderen Themen eine Nacht darüber schlafen muss. Es kann also auch mal Vorkommen, dass ich nur nicke oder kurze, knappe Antworten von mir gebe… Auch das ist niemals abwertend oder desinteressiert gemeint! Ich möchte mir darüber Gedanken machen und nicht einfach etwas sagen, was ich im Anschluss widerrufen muss. Dann brauche ich einfach länger und „stehe, für alle anderen, einfach auf dem Schlauch“. Das ist aber eine ganz typische Eigenschaft einer hochsensiblen Persönlichkeit. Ich muss verschiedene Möglichkeiten möglichst gründlich abwägen.
Es rattert dann erst Nachts los! Ich wache häufig am nächsten Morgen auf und in meinem Kopf macht es Ping! Endlich auf den Punkt gekommen- Kommt hier das Sprichwort „es fällt mir wie Schuppen von den Augen“ zum Einsatz (Klingt aber unschön)! Manchmal peinlich berührt oder wieder voller Gedanken. In der Regel schreibe ich dann los! Ja, auch das ist bei mir normal.
Wem geht es denn ähnlich und kann dieses Gedankenchaos nachempfinden?